ArtiKEl aus Siegessäule queeres StadtMagazin Ausgabe: Juli 2019

Radical Femme – queerer Aktivismus heute

Queerer Aktivismus wird heute auch im Netz gemacht und dabei wird es schnell intersektional. Für die Siegessäule habe ich hierzu ein Gespräch mit einer Person geführt, die sich mit Netzaktivismus bestens auskennt:

„Maja gehört zu einer neuen Generation von Netzfeminist*innen und Aktivist*innen, die sich intersektional mit queeren Themen beschäftigen. Unter anderem auf dem Instagram-Account ‚yugodeinesvertrauens‘ postet Maja Statements, vernetzt sich mit Followern und Mitstreiter*innen 

Besucht man Majas Instagram-Account, dem bereits über 8.000 Menschen folgen, bleibt man mit dem Blick erst mal am Account-Namen hängen: ‚yugodeinesvertrauens‘. Der Name spiele ironisch „mit rassistischen Vorurteilen gegenüber Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, weil diese oft kriminalisiert werden“, erklärt Maja.

Auf dem Account fällt außerdem die Bandbreite der vertretenen Themen auf. Hier spielen alte und neue aktivistische Ziele rund um Queerfeminismus, Sexismus, Rassismus, Xenophobie und vieles mehr eine Rolle. So sieht man auf einem Post Maja mit einer Gruppe von Freund*innen vor einem großen Tuch posieren. Darauf steht auf Englisch: ‚Wenn es nicht intersektional ist, dann ist es kein Feminismus.‘ 

Für Maja sind gerade die Überschneidungen zwischen verschiedenen Problematiken wichtig – wie etwa zwischen Rassismus und LGBTI-Feindlichkeit. So werde in Deutschland momentan ‚insbesondere Migrant*innen oft Queerfeindlichkeit und Sexismus unterstellt und sie werden als Gegenstück zu den angeblich queerfreundlichen und feministischen weißen Deutschen gesehen‘.

Maja ist 23, studiert Sozialwissenschaften in Berlin und verbringt den größten Teil der Zeit mit politischen Themen – ob im Zuge der Moderation von Workshops, auf Veranstaltungen und Demos oder momentan im Rahmen einer Mitarbeit beim Migrationsrat Berlin Brandenburg e. V., ein Dachverband für Migrant*innenselbstorganisationen (kurz: MSO) in Deutschland. Hier ist Maja in Projekte wie „MSO Inklusiv!“ involviert, das sich mehrfach marginalisierten Menschen widme: ‚Personen sollen gestärkt werden, die zugleich Rassismus und/oder Diskriminierung aufgrund der Herkunft, Sexismus, Homophobie und/oder Trans*feindlichkeit erfahren.‘ Im Netz stößt Majas Engagement auf viel Resonanz. Professionell in Szene gesetzte Fotos, Statements und andere Beiträge Majas auf Instagram werden fleißig kommentiert und gelikt. Diese Form der Aufmerksamkeit habe jedoch nicht nur Vorteile, sagt Maja. ‚Da ich gerne Zeit im Internet verbringe, bin ich leider auch mit den unmöglichsten Positionen konfrontiert. Daher ist es für mich umso wichtiger, auch auf mich selbst zu achten und mir bewusst Auszeiten zu nehmen.‘ Unterstützung findet Maja dabei vor allem im engeren Kreis von Mitstreiter*innen und Freund*innen. ‚Queere Migra-Femmes, Femmes und Frauen of Colour‘, wie Maja beschreibt, machen einen großen Teil des persönlichen Umfelds aus. Auch Maja selbst versteht sich als queer und Femme. ‚Ohne Solidarität und Freund*innenschaften würden wir untergehen. Sicher zu sein, dass wir alle auf einem Stand sind, und zu wissen, dass keine*r plötzlich problematische Sachen raushauen wird. Und wenn doch, dann können wir uns austauschen, solidarisch sein, weiterlernen und weiterdenken.‘

Auf die Frage, was sich in der Gesellschaft langfristig ändern muss, braucht Maja nicht lang zu überlegen. ‚So klischeehaft das auch klingt, aber: Was würde ich nicht ändern? Patriarchale, rassistische, queerfeindliche Strukturen vielleicht? Oder ist das zu offensichtlich?‘“ 

 Cristian D. Magnus